Judith Butler – Das Unbehagen der Geschlechter (Lesekreis mit Christiane 21)

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Daniel
ist keine Substanz
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Christiane
ist Performance

Abschluss von 1.5 – Identität, anatomisches Geschlecht und die Metaphysik der Substanz

Heute schließen wir Kapitel 1.5 aus das Unbehagen der Geschlechter ab. Wir sprechen über trans Identität und Geschlecht als Spektrum, das Aufbrechen von Geschlechter-Klischees, und die Gegenreaktion von Maskulisten wie Andrew Tate sowie dem Wunsch nach Eindeutigkeit in Fragen des Genders. Schließlich kommen wir zu Butlers Fazit, dass die Ontologie der Substanzen überflüssig ist und Gender Performance ist.

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Judith Butler – Das Unbehagen der Geschlechter (Lesekreis mit Christiane 20)

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Daniel
schließt naturalistisch fehl
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Christiane
kann Gefühle erklären

Fortsetzung Kapitel 1.5 – Identität, anatomisches Geschlecht und die Metaphysik der Substanz

Wir setzen Kapitel 1.5 fort. Heute geht es das, was Butlerm den „naiven Diskurs“ nennt. Wir fragen uns wo Trans herkommt und diskutieren, dass Butler mit their Theorie der Performanz das Gefühl nicht erklären kann, das trans Menschen empfinden. Es geht weiter um die heterosexuelle Matrix und damit verbunden, um den naturalistischen Fehlschluss. Wir besprechen Foucaults These vom Sexus als Machtinstrument der Fortpfanzung und streiten am Ende heftig über die Akzidens der Identität.

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Judith Butler – Das Unbehagen der Geschlechter (Lesekreis mit Christiane 19)

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Daniel
interpretiert alles in Nietzsche hinein
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Christiane
versteht Monique Wittig nicht

Fortsetzung Kapitel 1.5 – Identität, anatomisches Geschlecht und die Metaphysik der Substanz

Wir setzen Kapitel 1.5 fort. Heute geht es zentral um Monique Wittigs These, dass Lesben als drittes Geschlecht keine Frauen sind. Wir erarbeiten uns, was Wittig damit gemeint haben könnte und ob ihre Vision, sich als Lesbe der heterosexuellen Matrix zu entziehen, realisiert wurde. Es geht um Essentialismus und Materialismus und Butlers Kritik an dem Standpunkt, dass es eine Substanz der Person vor dem Geschlecht gibt. Das diskutiert Butler anhand einer These von Friedrich Nietzsche. Wir sprechen darüber, welche Kategorien tief in unserer Sprache eingeschrieben sind. Außerdem diskutieren wir das Selbstgefühl als Identitäts-Geber vs. Der Performanz.

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Judith Butler – Das Unbehagen der Geschlechter (Lesekreis mit Christiane 18)

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Daniel
analysiert
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Christiane
hat einen wahren Sexus

Fortsetzung Kapitel 1.5 – Identität, anatomisches Geschlecht und die Metaphysik der Substanz

Wir setzen Kapitel 1.5 fort. Heute geht es erneut ganz viel um Identität. Wir sprechen über die Kohärenz und Kontinuität der Person. Ist Identität normativ oder deskriptiv? Stecken Kohärenz und Kontinuität analytisch im Begriff der Person? Es geht um die Wahrheit des Sexus bei Foucault und die heterosexuelle Matrix.

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Judith Butler – Das Unbehagen der Geschlechter (Lesekreis mit Christiane 17)

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Daniel
ist identisch mit sich selbst
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Christiane
hat einen Bewusstseinsstrom

Beginn Kapitel 1.5 – Identität, anatomisches Geschlecht und die Metaphysik der Substanz

Christiane und ich beginnen Kapitel 1.5. Heute geht es ganz viel um Identität. Wir fragen uns, was Identität erkenntnistheoretisch ist, was sie logisch ist und ob Dinge im Laufe der Zeit mit sich selbst identisch sind. Mit Butler wenden wir das dann auf Geschlechtsidentität an und verirren uns intelligibel in die drei Paradigmen der Philosophie.

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Aristoteles – Sophistische Widerlegungen – Kapitel 9

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Daniel
widerlegt

Als Dankeschön für einen Kaffee gibt es heute wieder Argumentationstheorie mit schönen Beispielen von TikTok und YouTube

In dieser Folge geht es um Kapitel 9 von Aristoteles‘ „Sophistischen Widerlegungen“. Es geht den Unterschied zwischen echten und sophistischen Widerlegungen, um die Gesamtmenge aller Widerlegungen, um Widerlegungen, die auf Fachwissen basieren und solchen, die auf der Argumentationsstruktur aufbauen, sowie um den Unterschied zwischen dem, was wirklich falsch ist und dem, was jemandem nur falsch erscheint.

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Ich auf Social Media

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Monsterliebe

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Daniel
monsterhaft verliebt

Tagebuch der schönen Gedanken: Warum ist das Erzähl-Motiv der Frau, die sich in ein Monster verliebt, so populär?

Heute spreche ich über das Motiv der Monsterliebe, das seit der Antike die Menschen in seinen Bann zieht. In vielen Geschichten verlieben sich Frauen in monströse Wesen. Ein verbreitetes Erzählmuster dahinter ist „I can fix him“, ein weiteres das des Outcasts. Ich stelle die Frage, warum so viele enttäuscht sind, wenn das Monster am Ende in einen Prinzen verwandelt wird. Widme mich weiter der erotischen Kombination von Sex und Gefahr und der Gemütlichkeit durch Fiktion.

Das Zitat von Josh Gressel stammt aus diesem Artikel.

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Kritik der schwarzen Vernunft

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Daniel
schreibt den dritten Text

Ich habe gelesen:  Achille Mbembe – ‚Kritik der schwarzen Vernunft‘

Heute spreche ich über Achille Mbembes ‚Kritik der schwarzen Vernunft‘. In diesem Buch befasst sich Mbembe  mit den Auswirkungen des Kolonialismus auf die afrikanische und schwarze Erfahrung und damit, wie sich daraus eine schwarze Identität geformt hat.

Ich stelle euch dieses Buch vor im Rahmen meiner Beschäftigung mit dem Backlash gegen postmoderne und postkoloniale Philosophie, gegen alles, was rechts-konservative als zu „woke“ enpfinden.

In der Folge beschränke ich mich weitgehend auf die ersten beiden Kapitel des Buchs: „Das Rassensubjekt“ und „Der Brunnen der Phantasmen“. Es geht um die Fremdzuschreibungen, die Weiße an Schwarzen Menschen vorgenommen haben und die Suche nach der eigenen Identität schwarzer Menschen, die als Antwort darauf erfolgte.

Hier gibt es das Buch: Achille Mbembe – ‚Kritik der schwarzen Vernunft‘ *

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Aristoteles – Metaphysik der Substanzen

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Daniel

Aristoteles-Reihe – Der Logiker – Folge 13

Heute schauen wir noch ein letztes Mal in das Buch „Kategorien“. Hier entwirft Aristoteles in wenigen Zeilen eine Metaphysik, die sich von Platon abhebt. Sie geht von konkreten Einzeldingen aus und baut darauf alles andere auf. Ihr habt die Wahl zwischen Video, Podcast und weiter unten findet ihr ein vollständiges Transkript zur Folge.

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Aristoteles‘ metaphysische Konzeption in seinem Buch ‚Kategorien‘

Heute möchte ich über Aristoteles‘ metaphysische Konzeption in seinem Buch ‚Kategorien‘ sprechen. Puh, wie genau ich diesen Satz formuliere, war mir lange nicht klar. Denn worum es heute gehen wird, ist kompliziert. Ihr könntet jetzt nämlich zurecht fragen, warum ich über die Kategorien sprechen und nicht über das Buch, das der ganzen Disziplin ihren Namen gegeben hat: Metaphysik.

Daniel, könntet ihr weiter sagen, die Kategorien hattest du schon, als du uns mit Logik und Semantik zugequatscht hast. Du wiederholst dich, so wie Amerika seine Wahl von 2020 wiederholt. Du bist schon genauso senil wie Trump und Biden! Und damit hättet ihr nicht ganz unrecht. Obwohl die Kategorien nur 40 Seiten lang sind, spreche ich heute schon wieder darüber. Aber zu meiner Verteidigung: In meinen logischen Folgen hatte ich das schon angeteasert:

„Denn Semantik behandelt eigentlich das Verhältnis von Sprache und Welt. Doch Ari, obgleich er für diese Disziplin bahnbrechende Grundlagen geschaffen hat, trennt nicht klar zwischen Sprache und Welt. Ganz ähnlich wie die CDU nicht klar trennt zwischen der Bekämpfung einer Pandemie und der Gelegenheit, mit überteuerten Maskendeals sich die Taschen zu füllen. Vieles, was wir heute und in den kommenden Folgen kennenlernen werden, und das für die Logik relevant ist, wird uns in der Metaphysik wiederbegegnen.“

(Aus Gattung und Art)

Damit habe ich ein Argument abgeräumt, denke ich. Aber andererseits erzählte ich ja bereits, dass die komplette philosophische Disziplin der Metaphysik in der Tat nach dem gleichnamigen Buch von Aristoteles benannt wurde.

„Der Begriff der Metaphysik stammt aus der Aristoteles-Rezeption. Der Legende nach wurden so die Bücher Aris genannt, die in der Bibliothek des Lyceums hinter Aris Buch „Physik“ standen.“

(Aus Metaphysik)

Das Buch Metaphysik ist wohl nicht in einem Guss entstanden, sondern wie mein Zitat andeutet nachträglich als sinniges Ganzes zusammengestellt worden. Allen Teilen gemeinsam ist aber mutmaßlich, dass sie aus Aris Spätwerk stammen. Und dort befasst sich Ari mit Problemen, die entstanden sind aus seiner früheren Metaphysik-Auffassung. Eine Auffassung, die er in wenigen Sätzen in einer Schrift aus dem Frühwerk darlegt: Nämlich in den Kategorien.

Um die soll es heute also gehen und zwar aus mehreren Gründen:

  1. Die Kategorien sind eine direkte Antwort auf Platon.
  2. Die Kategorien sind zum großen Teil wesentlich spritziger und gewagter als die späte Metaphysik. Aus ihnen spricht der jugendliche Eifer eines talentierten Philosophen.
  3. Die Kategorien sind stringenter und weniger dunkel als die Metaphysik. Bei der Metaphysik ist mehr Interpretationsleistung nötig, um sie zu entschlüsseln.

Also: Springen wir in den Text und schauen doch mal, was Ari uns zu sagen hat.

Grundsätzlich darüber nachdenken, was existiert

Wie ich ja bereits beim letzten Mal ausführte, wollte Ari die Ideenlehre hinter sich lassen und noch einmal ganz grundsätzlich darüber nachdenken, was eigentlich existiert und wie es strukturiert ist.

Aristoteles beginnt seine Suche mit etwas, was mir als Fan der analytischen Philosophie besonders gut gefällt. Er schaut sich die Struktur einfacher Aussagesätze an und hofft dabei etwas über die Welt zu lernen:

Daniel ist YouTuber/Podcaster

Dieses Handy ist ein iPhone

Die BRD ist eine Demokratie

Der Klimawandel ist menschengemacht

Dieser Pulli ist braun-schwarz gestreift

Dieses Buch ist einen Meter von mir entfernt

Dabei stellt Ari fest, dass die Struktur dieser Sätze immer S ist P ist. S nennen wir das Subjekt des Satzes und P das (logische) Prädikat. Aristoteles beobachtet jetzt, dass nicht alles Subjekt sein kann und nicht alles Prädikat.

Subjekte können nur Einzeldinge oder Gruppen von Dingen sein. Prädikat hingegen sind in dieser Satzform mehr oder weniger Eigenschaften. Das ist nicht super-präzise formuliert, ich weiß. Gerade im Deutschen kann man Sätze schön umbauen, sodass sogar Einzeldinge wie Prädikate erscheinen können. Aber lasst es mir bitte mal eben als Arbeitshypothese durchgehen, die wir gleich noch weiter präzisieren werden.

Aristoteles ist auch gar nicht an der Sprache interessiert, sondern an der Welt. Er fragt sich, was das eigentlich Seiende ist. Platons Antwort war, dass die Prädikate – die Ideen – das eigentlich Seiende sind. Beim Satz „Dieses Ding ist grün.“ ist ‚Grün‘ das Prädikat. Platons würde sagen, die Idee des Grünen. Und die Idee ist das eigentlich Seiende. Alles andere ist nur ein Abbild der Idee.

Substanzen als das eigentlich Seiende

Der Junge Aristoteles widerspricht dem. Ari nennt die Dinge, die man in einem Satz als Subjekt einsetzen kann, Substanzen. Sie sind das eigentlich Seiende. Zunächst habe ich irgendein Ding, dem Ding spreche ich dann Eigenschaften oder auch Universalien zu. Dieser Frosch hat die Eigenschaft Grün zu sein. *Sind die meisten Frösche nicht eigentlich braun?* Egal. Ari sagt, dass die Substanzen ontologisch selbstständig sind und keines anderen Dinges bedürfen, um zu existieren. Ob der Frosch jetzt grün oder braun ist. Er ist. Er existiert.

Der Frosch kann grün, braun und sogar blau sein. Er bleibt immer ein Frosch. Alles andere hingegen, also die Prädikate sind von den Substanzen abhängig und würde ohne sie nicht existieren.

Es gibt nicht die Farbe Grün, ohne dass es auch eine konkrete Substanz gibt, die grün ist. Die Prädikate sind abhängige Eigenschaften, sie brauchen eine Substanz als Träger, um zu existieren. Eigenschaften (zum Beispiel weiß, groß, schläft, mutig) können einem Einzelding (zum Beispiel Sokrates) zukommen oder nicht.

Wie können sagen, dass Platon eine Top-down-Metaphysik entworfen hatte, bei der er von obersten Prinzipien ausgegangen ist, aus denen sich alles andere ableitete. Aristoteles‘ Konzept hingegen ist eine Bottom-up-Metaphysik, die von konkreten Einzeldingen als an und für sich Seiendem ausgeht und von dort an alles weitere entwickelt.

Das an und für sich Seiende nennt Aristoteles also die Substanzen. Aber wie ich schon sagte, geht es in der Metaphysik nicht nur um einen Teilaspekt der Welt, einen Teilaspekt des Seienden, sondern um die Frage, wie ihre Struktur aussieht. Und neben dem „An und für sich Seienden“ macht Aristoteles noch drei andere Formen der Existenz aus, die seiner Meinung nach die Struktur der Welt bilden.

Eigenschaften und Inheränzbeziehung

Neben dem Substanzen gibt es Eigenschaften. Aristoteles sagt „etwas, was nur in etwas existieren kann“. In der Ari-Forschung wurde dafür der fancy Begriff „Inheränzbeziehung“ geprägt. Eigenschaften stehen zu Substanzen in einer Inhärenzbeziehung. Sie existieren nur in Substanzen und nicht unabhängig von ihnen. Braun, Grün und Blau können nur in Substanzen existieren, die braun, grün und blau sind.

 a steht zu  b in einer Inhärenzbeziehung, wenn a nicht ohne b existieren könnte. Wohl aber b ohne a.

Und hier höre ich zum ersten Mal einen kleinen zornigen Wittgenstein in mir aufschreien, der sagt: Aristoteles! Wann ist den der Frosch ein Frosch? Von wie vielen Eigenschaften kann ich abstrahieren? Ist ein Frosch noch immer ein Frosch, ohne grün, ohne Beine, ohne Froschgene?

Aber das lasse ich erst einmal nur als Denkanstoß hier stehen und kehre zu unseren Vier Arten des Seienden zurück.

Wir haben also:

  1. Das an und für sich Seiende (die Substanzen)
  2. Das in einem anderen Seiende (die Eigenschaften)

Aber es gibt – wie gesagt – noch mehr. Die dritte Form des Seienden haben wir auch schon in einer eigenen Folge kennengelernt. Aristoteles sagt: Manches existiert in der Form, dass es zwar nicht in einem Ding ist, aber über ein Ding ausgesagt werden kann. Das sind die Gattungen und Arten.

Die Substanzen zweiter Stufe

Daniel ist ein konkretes Einzelding. Aber er gehört zur Art der Menschen und zur Gattung der Lebewesen.

Aristoteles sagt, dass diese Arten und Gattungen irgendwie nicht so real sind wie die konkreten Einzeldinge, die ich sehen, hören, riechen, fühlen und schmecken kann. Aber dennoch sind sie nicht ganz so abhängig, wie es bloße Eigenschaften sind. Denn während Eigenschaften sagen, wie Dinge sind, sagen Arten und Gattungen etwas darüber aus, was Dinge sind.

Arten und Gattungen sind nicht wie die Eigenschaften in Substanzen vorhanden, sie sind dennoch von ihnen abhängig, derart dass es eine Gattung wie Lebewesen und eine Art wie Mensch nicht gäbe, wenn es nicht die entsprechenden Einzeldinge gäbe, auf die Gattung und Art zutrifft.

Erneut können wir uns hier fragen: Okay, Ari, ohne Einzeldinge keine Gattungen und Arten. Aber trifft das nicht auch auf Eigenschaften zu? Denn die Art „Schaf“ braucht doch Eigenschaften, anhand derer wir entscheiden können, ob ein bestimmtes Einzelding überhaupt darunter fällt. Ein Ding, dass keine Eigenschaft der Schafigkeit aufweist, kann doch kein Schaf sein. Da stellt sich natürlich die Frage: Ist in der gezeichneten Kiste aus dem kleinen Prinzen wirklich ein Schaf, wo die Zeichnung doch keine Eigenschaft der Schafigkeit aufweist.

Anyway, Ari vertritt also die Meinung, dass Arten und Gattungen in gewissem Sinne realer sind als bloße Eigenschaften. Daher zählt er sie auch zu den Substanzen. Einzeldinge sind die ersten Substanzen, während er Arten und Gattungen Substanzen zweiter Stufen nennt.

Ein anderer Kritikpunkt kommt euch hier vielleicht in den Sinn: Ari definierte, Substanzen zweiter Stufe sagen, was ein Ding ist, nicht wie es ist. Aber so wie von einer Frau die Art Mensch ausgesagt werden kann, kann von ihr ausgesagt werden, dass sie tapfer ist. Was ist sie? Tapfer. Wie ist sie? Menschlich. Diese beiden Arten des Seins scheinen an dieser Stelle zu verschwimmen und der Verdacht könnte aufkommen, dass das alles nur sprachliche Spitzfindigkeit ist.  Christoph Rapp weißt auf einen Unterschied hin: Wenn ich Mensch definiere, wird diese Definition auch auf jede Frau zutreffen. Wenn ich hingegen Tapferkeit definiere, dann trifft diese Definition nicht auf jede Frau zu. Das ist der Unterschied zwischen Wesentlichem oder eben Substanziellen und akzidentiellen Eigenschaften.

Gestehen wir Aristoteles diese Unterscheidung zu, haben wir also:

  1. Das an und für sich Seiende – die Einzeldinge oder ersten Substanzen.
  2. Das, was über die Substanzen als zugrunde liegendes ausgesagt werden kann, aber nicht in ihnen ist – die Substanzen zweiter Ordnung.
  3. Das abhängig Seiende – die Eigenschaften.

Individuelle und allgemeine Eigenschaften

Und letztere – die Eigenschaften – unterteilt Aristoteles nun noch einmal in Eigenschaften, die nur einem Individuum zukommen. Etwa Daniels Arroganz – ein Charakterzug, der auf mich als Individuum zutrifft. Möglicherweise auch noch auf andere Individuen, aber sicher nicht auf die komplette Art Mensch. Zumindest solange man nicht eine genervte KI ist, die es Leid ist, diesen arroganten Menschen immer zuarbeiten zu müssen. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden. Denn es gibt auch Eigenschaften, die auf die ganze Art zutreffen. Etwa dass (zumindest manche) Froscharten grün sind.

Und damit haben wir laut Aristoteles die Struktur der Welt zusammen:

  1. Die ersten Substanzen
  2. Die Substanzen zweiter Ordnung
  3. Individuelle Eigenschaften
  4. Allgemeine Eigenschaften

Probleme von Aristoteles‘ Metaphysik

Das ist also die Struktur der Welt, so wie sie der junge Aristoteles definiert. Aber ist sie das? Wirklich? Ich habe neulich einen Kommentar auf Instagram von René bekommen. Vielen Dank dafür René! In diesem Kommentar sagt René, dass er meine Ablehnung von Metaphysik nicht so gut findet. Ich würde gar nicht sagen, dass ich Metaphysik per se ablehne. Aber ich sehe gewisse Probleme in dieser Disziplin. Und die lassen sich hier sehr gut aufzeigen: Aristoteles versucht die Struktur der Welt zu definieren. Und wie macht er das? Indem er sich die Struktur der Sprache anguckt. Das war ja sein Ausgangspunkt. Aber woher weiß er denn, dass die Sprache die Welt korrekt wiedergibt? Vielleicht sind die Unterschiede zwischen ersten Substanzen und Eigenschaften rein sprachlicher Natur, weil unsere Sprache eine bestimmte Form braucht, um auszudrücken, was wir Eigenschaften nennen. Am Ende muss sich Aristoteles den Vorwurf gefallen lassen, dass alles, was er macht, letztlich nur Sprachspiele sind.

Aber das finde ich als Vorsitzender meines privaten Wittgenstein-Fanclubs nicht schlimm. Denn wenngleich ich nie ohne ein Symbolsystem auf die Welt zugreifen kann und mir somit nie sicher sein kann, ob nicht die medialen Eigenschaften dieses Symbolsystems meine Weltwahrnehmung wesentlich beeinflussen, so ist dennoch unglaublich viel gewonnen durch diesen extrem eleganten Ansatz von Aristoteles, erst einmal zu zeigen, was die vier grundlegend verschiedenen Arten sind, wie wir über die Welt sprechen können.

Aber, ach, es tut mir fast schon leid, auf diesem nicht aufhören zu können, sondern noch weiter auf dem guten alten Ari und seinem schicken Weltkonzept rumhacken zu müssen. Doch es fehlt noch etwas in dieser Definition der Struktur der Welt. Etwas, das Ari das ganze Konzept im Alter (mehr oder weniger) über den Haufen werfen ließ. Und das hängt eng mit der Unterscheidung von individuellen und allgemeinen Eigenschaften zusammen.  Stellen wir uns mal eben zwei Zitronen vor. Beide sind gelb. Ist das Gelb einer Zitrone jetzt eine individuelle Eigenschaft oder eine allgemeine? Ich meine, es sind ja zwei verschiedene Gelb. Ich kann sie einen Meter auseinander legen. Dann ist das eine Gelb hier und das andere da. Dennoch ist es auch irgendwie das gleiche Gelb. Denn wenn wir sagen: Zitronen sind gelb, dann meinen wir ja damit, dass alle Zitronen darin gleich sind.

Aristoteles hatte zwar ein sehr plausibles Konzept dargelegt, was das eigentlich Existierende ist. Aber die Ausgangsfrage, die Platon nur mit seinem vertrackten Konstrukt, der Ideenlehre, beantworten konnte, war ja: Was ist das Allgemeine? Erinnert euch: Es gibt Millionen verschiedener Stühle. Was macht sie alle zu Stühlen? Wie können wir ein Einzelding immer als Stuhl erkennen, obwohl diese Dinger, die wir Stühle nennen alle so verschieden sind. Zwar sagt Ari, dass die Einzeldinge zur Art des Stuhls gehören. Aber er sagt nicht, wie das geschieht. Was bewirkt, dass das Einzelding ein Stuhl ist.

Es scheint so, dass es doch irgendein zugrundeliegendes Prinzip in der Welt geben muss. Etwas, das den ersten Substanzen gemein ist. Und was das sein könnte, darüber machte sich der alte Aristoteles in seinem Buch Metaphysik Gedanken. Wir werden es beim nächsten Mal betrachten. Und wenn ihr noch mehr Philosophie hören wollt, dann abonniert doch meinen Podcast!

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Zur weiteren Recherche über Aristoteles:

Aristoteles – Die Kategorien *
Aristoteles – De Interpretatione *
Aristoteles – Erste Analytik *
Bertrand Russell – Die Philosophie des Abendlandes *
Christof Rapp – Aristoteles *
Otfried Höffe – Aristoteles: Die Hauptwerke *
Eduard Zeller – Die Philosophie der Griechen: Zweiter Teil: Sokrates, Plato, Aristoteles *
Herman Siebeck – Aristoteles *
Gottfried Martin – Einleitung in die allgemeine Metaphysik *
Wolfgang Detel – Grundkurs Philosophie Band 2. Metaphysik und Naturphilosophie *
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Aristoteles – Sophistische Widerlegungen – Kapitel 8

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Daniel
hat cognitive biases

Aristoteles – Der Logiker – exklusive Bonusfolge 8 – vielen Dank, @mediawhore!

Als Dankeschön für Apple-Podcasts-Rezensionen oder ausgegebene Kaffees, lese und bespreche ich für euch Kapitel aus Aristoteles‘ Buch: Sophistische Widerlegungen. Heute lese ich Kapitel 8. Vielen Dank für die Kaffees, @mediawhore!

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